Graf Gottfried von Pückler-Limpurg
Stationen eines Lebens
Graf Gottfried verbrachte seine Kindheit auf Schloss Burgfarrnbach, besuchte von 1880 bis 1883 die Königliche Studienanstalt zu Nürnberg und wechselte dann auf das Gymnasium in Schwäbisch Hall. Von 1889 bis 1892 studierte er Forstwissenschaft in Tübingen und München.
Seine Militärzeit absolvierte er ab 1892 in Potsdam und Weimar bevor er den gesamten Ersten Weltkrieg im Bereich des Sanitätswesens auf dem Felde verbrachte und durch die hervorragende Organisation der Versorgung Verwundeter hohe Auszeichnungen empfing. Nach seiner Heirat im Jahre 1898 wurde das Pückler’sche Schloss in Gaildorf zu seinem Hauptwohnsitz.
Sowohl die evangelische Kirchengemeinde als auch die politische Gemeinde profitierten bereits zu Lebzeiten von der freizügigen Einstellung des Grafenpaares. So konnte die Kirchengemeinde auf Kosten des Grafen ein Gebäude zu einem Gemeindehaus umbauen und unterhalten, erhielt zwei Kirchenglocken und schließlich das Schlossgrundstück bei der Stadtkirche geschenkt. Der Stadt Gaildorf schenkte der Graf den Lindengarten und die Rennwiese auf der sich heute die Limpurghalle, die Körhalle und ein großes Sportgelände befinden.
Im Dritten Reich bekam das Grafenpaar aufgrund ihrer kritischen Einstellung zum Nationalsozialismus die Ablehnung mancher Gaildorfer zu spüren. Am 20. April 1945, dem 74. Geburtstag des Grafen, wurde das Pückler’sche Schloss durch deutsche Granaten vollständig zerstört. Das Grafenpaar zog daraufhin in das Forstamtsgebäude in der Kernerstraße.
Im Jahre 1950 konnte in der heutigen Graf-Pückler-Straße der Neubau eines Verwaltungsgebäudes abgeschlossen werden, in dem sich auch heute noch die Verwaltung der Stiftung und des Graf-Pückler-Heim e.V. befindet.
Weitere Informationen über das Leben von Graf Gottfried von Pückler-Limpurg finden sich in einer Broschüre, verfasst von Bürgermeister a.D. Hans König, die bei der Stiftungsverwaltung bezogen werden kann.
Gräfin Adele von Pückler-Limpurg
Aus dem Leben der Gräfin
Die Gräfin engagierte sich wie ihr Gemahl stark innerhalb der evangelischen Kirche. Als Vorsitzende des Frauenmissionsvereins unterstützte die Gräfin die Aufgaben der Mission. Eine gute christliche Erziehung von Kindern und Jugendlichen sowie die Weiterbildung von Erwachsenen waren der Gräfin neben ihrem caritativen Wirken eine Herzensangelegenheit. Daher richtete sie eine Bibliothek ein, lieh die Bücher im Bekanntenkreis aus und ergänzte den Bestand laufend durch Neuerscheinungen, bis im Laufe der Zeit eine Bücherei mit ca. 1000 Bänden entstand.
Im Dritten Reich wurde der Gräfin das Ausleihen der Bücher verboten. Es wurde ihr vorgeworfen, nur Bücher auszuleihen, die „in ihrer Tendenz gegen die Weltanschauung der NSDAP gerichtet sind“. In aller Stille half die Gräfin über viele Jahrzehnte hinweg in vielen Häusern der Stadt bei der Pflege und Versorgung von kranken und alten Menschen in Gaildorf. Mit ihrem Tod im Jahre 1961 erlosch das Gaildorfer Grafenhaus der Pückler-Limpurg, da die Ehe mit Graf Gottfried kinderlos blieb.
Quelle: Hans König, Graf Gottfried von Pückler-Limpurg, herausgegeben 1996 von der Graf von Pückler und Limpurg’schen Wohltätigkeitsstiftung
Die Schenken von Limpurg
Seit der Heirat von Christian Wilhelm Carl von Pückler im Jahre 1737 mit Caroline Christiane Gräfin zu Löwenstein-Wertheim, einer Enkelin des Schenken Vollrat von Limpurg-Sontheim, dem letzten männlichen Vertreter der Limpurger, ist das Geschlecht der Pückler mit dem Geschlecht der Schenken von Limpurg verbunden.
Was ist ein Schenke?
Ein Schenke war im Mittelalter Teil des königlichen Hofstaates. Die Könige wurden von Schenk und Truchseß, Marschall und Kämmerer begleitet. Nach den Regeln des Hofzeremoniells bediente der Schenke den Herrscher und dessen Gäste bei der Tafel und hatte die Oberaufsicht über den königlichen Tisch und den Keller. Der Schenke musste deshalb jemand sein, dem der Herrscher uneingeschränkt vertrauen konnte und sich immer in seiner engsten Umgebung aufhielt. Bei der Wahl der Schenken achtete der Herrscher auch sehr auf ein besonders einnehmendes Wesen und gutes Aussehen, „damit der Trunk desto besser munde“. Im Alltag bildete der Hof die Regierung. Die Mitglieder des Hofs berieten den Herrscher und führten in dessen Namen Aufträge aus.
Wann traten die Limpurger Schenken in Erscheinung?
Der im Jahre 1230 erste urkundlich erwähnte Schenk von Limpurg war Walter I. von Limpurg, der im Gefolge des jungen Königs Heinrich VII. erwähnt wird. Heinrich der VII. war der Sohn des berühmten Stauferkaisers Friedrich II. Im Jahre 1356 ließ Kaiser Karl IV. in der Goldenen Bulle sämtliche Ämter unter den Kurfürsten aufteilen. Der König von Böhmen erhielt das Erzmundschenkenamt und die Schenken von Limpurg wurden als dessen Stellvertreter festgelegt. Da in folgenden Jahrhunderten der König von Böhmen immer wieder selbst zum Kaiser gewählt wurde, übten die Limpurger dann den Schenkendienst bei Krönungsfeierlichkeiten aus. Als „handfestes Andenken“ erhielt im Jahre 1564 Schenk Christof III. den Schenkenbecher von Kaiser Maximilian II. überlassen, nachdem dieser bei der Krönung des Kaisers in Frankfurt den zeremoniellen Schenkendienst ausgeübt hatte. Der Pokal ist heute im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart zu besichtigen. Am 19. August 1713 starb mit dem Tod des Schenken Vollrat von Limpurg-Sontheim der „Mannesstamm“ der Limpurger aus. Zwischen 10 Erbtöchtern begann ein Streit um das Erbe, in den sich auch der König von Preußen mit der Entsendung von Truppen einmischte. Der Erbstreit wurde schließlich gerichtlich gelöst.